"Wir gehen immer mit einer Lösung raus"
Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Zusammenarbeit?
Kathrin Bromm: Als Sprachrohr und Interessenvertretung. Wir bündeln die Informationen und tragen Sie hin und her. Wir sehen uns als Teil des SkF, der mitgestalten will und wollen gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen sorgen.
Yvonne Fritz: Hier finde ich oft heraus, an welcher Stelle es hakt. Wir reden vertrauensvoll miteinander. Aber wir haben unterschiedliche Standpunkte. Dennoch sind wir noch nie ohne Ergebnis geblieben - eher lassen wir eine Sache nochmal liegen.
Kathrin Bromm: Das Spezielle ist, dass sehr unterschiedliche Bereiche unter dem Dach "SkF Gießen" tätig sind. Deswegen ist es uns wichtig, dass von jedem Bereich jemand in der MAV vertreten ist. Wir haben uns bewusst für dieses Modell entschieden: Jeder Bereich, der es möchte, ist vertreten.
Gehört Streit dazu, wenn Sie gemeinsam gestalten?
Claus Wurmbäck: Die Frage ist doch: Wie kann man etwas erreichen? Unsere Aufgabe ist es häufig, unterschiedliche Seiten zusammenzubringen, die nicht mehr zueinanderkommen. Emotional zu werden ist nicht immer angebracht, aber neben dem fachlichen Austausch spielt das auch eine Rolle. In dieser Runde der Zusammenarbeit von GF und MAV, können wir inzwischen beides gut voneinander trennen und an möglichen Lösungen arbeiten.
Auf welches Stück Arbeit im Jahr 2022 sind Sie stolz?
Kathrin Bromm: Ein Schwerpunkt war die Mitarbeitendenbefragung, die wir gestaltet und umgesetzt haben. Wie ist die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden? Das wollen wir schwarz auf weiß haben. Mit Frau Fritz waren wir uns schnell einig, was wir erfragen wollten, und ein Unternehmen hat es professionell umgesetzt. In der Zukunft soll sie regelmäßig durchgeführt werden und ein Grundstein für unsere Arbeit sein.
Yvonne Fritz: Die Befragung ist richtungsweisend, sie soll uns eine Richtschnur für die Zukunft sein. Der SkF ist ja enorm gewachsen, von 180 auf 250 Mitarbeitende in ca. 10 Jahren. Wir haben eine Schwelle erreicht, an der wir jetzt anders denken müssen. Stichworte sind das neue Leitbild, auch die neue Grundordnung, Hinweise zum Thema Führung, die wir bekommen haben. Und da gehen wir jetzt, nach diesem Impuls, weiter. Daran werden wir arbeiten.
Wie schafft es der SkF Gießen, attraktiv zu sein für junge Fachkräfte?
Claus Wurmbäck: Geht es nur um die Gewinnung von neuen Arbeitskräften? Ich finde es auch wichtig, dass Mitarbeitende, die schon lange da sind, zufrieden sind. Die Belastungen in unseren Arbeitsbereichen sind hoch. Wir arbeiten im Kita-Bereich und der Jugend- und Eingliederungshilfe mit Klient:innen, die hochgradig herausforderndes Verhalten zeigen. Es kann nicht sein, dass das, was geleistet wird, als Alltag, bzw. "normal" betrachtet wird. Daran muss der SkF Gießen arbeiten.
Wie gelingt das?
Claus Wurmbäck: Durch eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre. Lobende Worte. Dienstgemeinschaft klingt ja umarmend. Das "authentische Umarmen" mit Worten fehlt manchmal. Das erfahren wir auch in Gesprächen mit Kollegen.
Yvonne Fritz: Ich denke, es geht einerseits um die Anerkennung und andererseits um die Frage, wie wir Entlastung anbieten. Wir sind sehr großzügig mit Fortbildungen und Supervisionen. Wo es manchmal hapert, ist bei Kommunikation. Es gibt viele Aktionen wie Adventskaffee und Ausflüge. Aber das ändert nichts daran, dass die Belastungen hoch sind.
Kathrin Bromm: Die Zusammenarbeit und das Mitmenschliche - daran muss man genauso arbeiten wie an anderen Dingen. Beim SkF als christlicher Einrichtung ist es besonders wichtig, dass das stimmt.
Was kann man darüber hinaus noch tun?
Yvonne Fritz: Es gibt den Fachkräftemangel, die Arbeitsverdichtung. Die junge Generation tickt ganz anders und besteht auf ihrer Work-Life-Balance, durchaus zu Recht. Und unsere Arbeit z.B. in der Kinder- und Jugendhilfe sind herausfordernd.
Claus Wurmbäck: Was die Mitarbeitenden sehr schätzen, das zeigt auch die Befragung, sind Flexibilität im Hinblick auf Kinderbetreuung. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, insofern der Arbeitsbereich es zulässt. Bessere Vergütung wird immer gewünscht, aber wir bewegen uns ja innerhalb der Arbeitsvertragsrichtlinien.
In der Befragung haben viele den Wunsch nach mehr Mitbestimmung geäußert. Wie verstehen Sie das?
Yvonne Fritz: Letztendlich geht es darum, gut zuzuhören. Ideen für Erleichterungen oder Lösungen kommen oft aus der Belegschaft. Das Potenzial schöpfen wir noch nicht aus.
Claus Wurmbäck: Wir erleben bei den Wahlen zur MAV, dass es schwer ist, die Mitarbeitenden zu gewinnen. Das Bild ist nicht immer positiv. So nach dem Motto: Was kann denn die MAV schon erreichen? Dabei ist es so, dass wir zusammen mit der GF zu guten Ergebnissen kommen. Die MAV kann etwas bewirken.
Kathrin Bromm: Im Hinblick darauf, warum es oft trotzdem schwierig ist, Mitarbeitende zu finden, die sich als Mitarbeitervertretung aufstellen lassen, obwohl viele den Wunsch nach mehr Mitbestimmung äußern... Vielleicht ist unter anderem, eine Antwort darauf, dass sich viele die Frage stellen: Wie schaufelt man sich die Zeit auch noch dafür frei? Die MAV ist ein Ehrenamt, ein zusätzliches Amt, was man dann noch on top auf die alltägliche Arbeit erledigt. Manchmal findet man schwer die nötige Zeit dafür, aber man sollte sie sich ein Stück weit schaffen und schaffen dürfen. Und manchmal sitzt man als MAV auch zwischen den Stühlen. Das muss man gut gestalten. Aber es ist eine der Möglichkeiten hier im SkF mitzugestalten.